Gespräche über traumatische Erlebnisse
Bei Little World geht es um Sprache, Austausch und Begegnung. Wir lachen zusammen, teilen Alltagsmomente und erleben Sprache in vielen bunten Facetten. Doch manchmal passiert etwas Besonderes: Jemand erzählt von einer schweren Zeit – von Flucht, Verlust oder anderen traumatischen Erlebnissen.
Das ist ein Zeichen von großem Vertrauen. Es bedeutet: „Hier fühle ich mich sicher.“ Gleichzeitig kann es dich als Zuhörende:n verunsichern, weil du nicht weißt, wie du reagieren sollst. Vielleicht fragst du dich: „Was soll ich antworten? Was, wenn ich etwas Falsches sage?“
Emotionen beim Zuhören
Wenn dir bei Little World jemand etwas sehr Persönliches erzählt, kann das bei dir ganz unterschiedliche Gefühle auslösen.
Vielleicht spürst du zuerst Dankbarkeit: Es ist etwas Besonderes, wenn dir jemand so sehr vertraut, dass er oder sie auch über Schmerzhaftes spricht. Das verbindet und zeigt, dass Little World ein Ort des Vertrauens ist.
Gleichzeitig kann es passieren, dass du dich überfordert fühlst. Oft ist da die Sorge, etwas Falsches zu sagen. Zudem merkst du: Du kannst das Erlebte nicht ändern. Und es ist schwer, das einfach so stehen zu lassen.
Sei dir sicher: So zu empfinden, ist völlig verständlich und vielen anderen geht es genauso. Einen Eindruck davon vermittelt auch unsere Story “Mit Mut und Empathie”, in der wir von zwei tatsächlich geführten Gesprächen bei Little World berichten.
Zuhören und Raum geben
Während solcher Gespräche kommt es nicht darauf an, perfekt zu reagieren. Wichtig ist, zuzuhören und dem anderen Raum zu lassen.
Das bedeutet zum Beispiel:
- Zuhören ohne Druck. Jeder Mensch entscheidet selbst, was er erzählen möchte. Detailliertes Nachfragen ist hier fehl am Platz.
- Anerkennen statt bewerten. Ein einfaches „Danke, dass du das teilst“ zeigt Respekt. Wir müssen nicht alles verstehen, um zuzuhören.
- Keine Therapie-Rolle übernehmen. Wir sind bei Little World Sprachpartner:innen, keine Therapeut:innen. Allein das Zuhören ist schon wertvoll.
- Eigene Grenzen benennen. Es ist in Ordnung zu sagen: „Das ist mir gerade zu viel.“ Ehrlichkeit schützt beide Seiten.
- Zurück ins Alltägliche finden. Nach einem schweren Moment darf man wieder über Rezepte, Redewendungen oder das Wetter reden. Das ist kein Wegschieben, sondern ein liebevoller Wechsel, der entlastet.
Sätze, die Brücken bauen
Die Angst, etwas Falsches zu sagen, kann uns sprachlos machen. Sätze, die Respekt zeigen und Sicherheit geben, können zum Beispiel folgende sein:
- „Danke, dass du mir das anvertraust.“
- „Ich weiß nicht genau, was ich sagen soll, aber ich höre dir gerne zu.“
- „Es hört sich so an, als wäre das eine schwierige Zeit für dich gewesen.“
- „Es klingt, als würdest du dich noch immer damit beschäftigen.“
- „Du musst mir nicht alles erzählen.“
- „Möchtest du, dass wir über etwas anderes reden?“
Unterstützung von außen
Manchmal zeigt sich, dass jemand mehr Hilfe braucht, als du bei Little World geben kannst. Wenn du diesen Eindruck gewinnst, kann es sinnvoll sein, auf professionelle Angebote hinzuweisen. Zum Beispiel auf psychosoziale Beratungsstellen, die Telefonseelsorge oder die BAfF-Zentren für Überlebende von Folter und Flucht.
Telefonseelsorge (rund um die Uhr, kostenfrei & anonym):
- 0800 1110111
- 0800 1110222
- 116 123
BAfF – Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer: Kontaktdaten der Psychosozialen Zentren
Eigene Grenzen und Selbstfürsorge
Schwierige Gespräche und das Hören traumatischer Erlebnisse können auch bei dir als Gesprächspartner:in Spuren hinterlassen. Es ist wichtig, diese wahrzunehmen und mit Achtsamkeit und Selbstfürsorge darauf zu reagieren.
Das kann bedeuten, mit einer vertrauten Person zu sprechen (ohne Details weiterzugeben), bewusst Pausen einzulegen oder sich kleine Dinge zu gönnen, die gut tun – ein Spaziergang, Musik hören, ein heißer Tee. Denn: Nur wenn wir gut auf uns selbst achten, können wir langfristig für andere da sein.
Natürlich steht auch unser Support-Team unterstützend zur Seite. Allerdings sind wir keine Fachleute auf diesem Gebiet. Daher empfehlen wir auch hier die Telefonseelsorge oder Unterstützungsangebote, die dich im Umgang mit solchen Situationen schulen können, wie z. B.:
Johanniter-Unfall-Hilfe (kostenloser Online-Kurs): Flucht und Trauma, Betreuung traumatisierter Flüchtlinge
Fazit: Little World als Ort der Menschlichkeit
Gespräche über traumatische Erlebnisse gehören nicht zum Alltag bei Little World – und doch kommen sie vor. Sie machen deutlich, dass echte Begegnungen stattfinden.
Es geht nicht darum, perfekt zu reagieren. Es reicht, zuzuhören, da zu sein und dem anderen Respekt zu zeigen. Das allein macht einen Unterschied.
Little World ist deshalb mehr als eine Möglichkeit, Deutsch zu lernen. Es ist ein Ort, an dem Menschlichkeit zählt. Und genau das macht ihn so besonders.