Wer Friedrun und Alaa zusammen erlebt, könnte denken, dass sie sich schon ewig kennen. Dabei haben sie sich erst vor acht Monaten über Little World kennengelernt und führen seitdem ein bis zweimal die Woche lange Gespräche miteinander. „Unser Rekord liegt bei siebeneinhalb Stunden“, verrät Friedrun.
Zusammen lachen
Einmal hatte sie auch schon analogen Besuch von ihrem Gesprächspartner. Der nächste ist schon fürs neue Jahr geplant, wenn der junge Arzt seine Fachsprachen-Prüfung in München wiederholen muss. Dann ist auch eine Tischtennis-Revanche geplant, schließlich kann Friedrun die Niederlage vom letzten Mal so nicht auf sich sitzen lassen. „Ich bin sogar in einen Tischtennisverein eingetreten“, lacht die 57-Jährige.
Die beiden lachen überhaupt viel miteinander. Vor allem über sprachliche Verwechslungen wie „ich habe gesessen“ statt „ich bin gesessen“, oder andere Situationskomik. Sie reden aber nicht nur über Sprache, sondern auch über Philosophie, Religion, Essen, Musik oder einfach über ihren Alltag „Wir haben so viele gemeinsame Themen“, erzählt der junge Syrer, der seit nicht ganz anderthalb Jahren in Deutschland lebt.
Echte Gespräche machen den Unterschied
„Ich habe schon in Syrien Deutsch gelernt, aber nur für die B1-Prüfung“, erzählt Alaa. Heute weiß er: “Das war ein Fehler, nur für die Prüfung zu lernen.“ Nach seiner Ankunft in Deutschland, wo er zunächst in Passau wohnte, versuchte er es auch mit einem Sprachcafé. „Aber da habe ich nur wenig Deutsch gelernt. Also habe ich im Netz recherchiert, wie ich mein Deutsch verbessern kann.“ Dabei stieß er schließlich auf Little World und wurde zunächst mit Helmut und dann auch mit Friedrun gematcht.
„Man kann mit Büchern und mit dem Internet Deutsch lernen, aber mit echten Menschen zu reden macht einen großen Unterschied.“, weiß Alaa, der auch andere digitale Angebote ausprobiert hat, inzwischen aus Erfahrung. „Bei Little World geht es nicht nur um Sprache, damit fängt es nur an“, sagt er, „Man baut eine Beziehung zueinander auf und eine Freundschaft entsteht.“
Voneinander lernen
So hat die Musiklehrerin aus Bayern zum Beispiel syrischen Käse geschickt bekommen, den Alaas Mutter selbst gemacht hat, und gelernt, wie man arabisches Brot backt. Ihr Gesprächspartner wiederum bekommt von Friedrun Unterstützung beim Gitarrespielen lernen. Da sie unter anderem mit arabisch sprechenden Grundschulkindern arbeitet, lernt sie von Alaa auch Arabisch, was schon zu allerlei lustigen Missverständnissen geführt hat.
Die gibt es in Deutschland auch oft mit seinem Namen, berichtet der 26-Jährige, da die Deutschen ihn gern wie „Allah“ aussprechen. (Eigentlich betont man seinen Namen aber auf dem ersten A und spricht die As auch eher geschlossen Richtung deutsches Ä aus.) „Eine Krankenschwester hat mich mal gefragt, warum ich Gott heiße“, lacht der junge Arzt, der auf seine Anerkennung in Deutschland hinarbeitet. In Syrien war er bereits Chirurg, aber „in Deutschland dauert alles sehr lange“.
Sich aufeinander einlassen
Wenn Alaa seine nächste Fachsprachenprüfung im Januar besteht, weiß er noch nicht, wohin es ihn in Deutschland verschlagen wird. Der Kontakt mit Friedrun aber wird bleiben, denn die beiden sind gute Freunde geworden, die sich jeden Tag via Kurznachrichten auf dem Smartphone über ihren Alltag auf dem Laufenden halten.
„Diese Gespräche sind ein Fenster zur Welt“, erzählt Friedrun begeistert. „Wer Menschen verstehen will, für den ist es gut, sie von vielen Seiten kennenzulernen.“ Die Gespräche sind für beide Seiten ein Gewinn. „Und man bekommt mehr zurück als die Zeit und Geduld, die man reinsteckt“, berichtet sie, „Das Andere bereichert einen. Wer sich auf das Unbekannte einlässt, lernt die Welt aus den Augen verschiedener Kulturen kennen und profitiert ungemein davon.“
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